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Farmleitenkopf



Farmleitenkopf

Zuletzt aktualisiert: 18.07.2022, 08:18 Uhr

Kurzform
Farmleitenkopf - der unbekannte und schwer zugängliche Grenzberg am Fellhornmassiv südlich von Reit im Winkl gibt den Namen für diese Rundtour. Die Wanderstrecken entlang der Grenze zur Zwerchenbergalm sind ebenso unbekannt und kaum begangen. Foto: Blick vom gegenüber liegenden Wetterkreuz über Blindau hinweg auf das durchwanderte Gebiet. An der Grenze zwischen Wald und Ortschaft ist der große Parkplatz zu erkennen, von dem aus der Aufstieg zur Hindenburghütte beginnt (Erstwanderung: September 2018; aktualisiert: Februar 2020)

Hintergrundinfo
Der Farmleitenkopf ist eigentlich kein Berg, der in Wanderlisten auftauchen müsste. Es ist zwar ein Grenzberg zwischen Bayern und Tirol, aber ohne sonstige Besonderheiten. Nicht einmal eine ausgewiesene Route führt auf diesen Berg südlich von Reit im Winkl.
Trotzdem wählte ich ihn als Name für eine Rundtour, die mich auf mehrere Einkehrhütten bringen sollte: Hindenburghütte, Sulzner-Kaser auf der Hemmersuppenalm und Zwerchenbergalm.
Der Berg selbst ist schwer zugänglich und ich schenkte es mir, seinen Gipfel zu erreichen. Ich war froh die nötigen Wege und Steige zu finden, die ich gehen wollte. Wären entlang der Grenze nicht einzelne, ewig alte, verblichene Wegweiser auf Holzschildern und Blechen, ich hätte mich schwer getan. Nachfragen auf der Hütte nach den Wegen brachten mich nicht weiter.
Gleichwohl, es war trotzdem eine spannende Tour, die man empfehlen kann. Allerdings setzt sie etwas Orientierungssinn voraus. Man kann absolut sicher sein, im zweiten Teil dieser Runde ungestört zu bleiben. Übrigens, die Hütten erreichte ich alle und sie hatten an diesen Tag auch alle auf.
Schwierigkeit:38.0mittel (27.5-40)
Tracklänge:13,4 kmmittellang (8-15 km)
Wanderzeit:4:45 h*mittellang (3-5 h)
Höhensumme:769 mmittelgroß (400-800 m)
 
(*) In der Wanderzeit sind auch kleine Pausen zum Schauen und Fotografieren enthalten. Längere Pausen auf Gipfeln oder in der Hütte sind nicht enthalten.

Markante Punkte Höhe (m) üNN Gehzeit (h:min)* Entfernung (km)
PP Hindenburgh. Blindau725
Gschwendalm972 0:521,60
Hindenburghütte1214 0:341,40
Sulzner-Kaser1242 0:211,00
Kreuzung Hindenburghütte1205 0:171,20
Abzw. Farmleitenkopf1303 0:271,50
Farmleitenkopf (Ostfuß)1397 0:190,60
Dreieck Grenze1379 0:110,70
Zwerchenbergalm920 1:063,30
Einmü. Querweg808 0:211,10
PP Hindenburgh. Blindau725 0:191,00

(*) Die Zuordnung von Gehzeit und Wegstrecke erscheint manchmal nicht plausibel. Das liegt zum einen daran, dass man auf guten, ebenen Wegen rascher vorankommt, als auf holprigen Pfaden im Steilgelände und zum anderen daran, dass manchmal kleinere Pausen dabei sind, manchmal nicht.

Gebirge, Lage, Karte
Chiemgauer Alpen, Untergruppe "Südliche Chiemgauer Berge"; das Wandergebiet liegt südlich von Reit im Winkl und erstreckt sich bis zur Grenze nach Tirol. Karten: Kompass Wanderkarte Nr. 10 "Chiemsee"; bzw. AV Digital 2016 (USB Edition) 3D, Chiemgauer Alpen Mitte, bzw. GPS Garmin Oregon 600, TransAlpin V4 Pro.
Datum, Begleiter, Wetter
09.09.2018; Alleingang. Das gilt für den Aufstieg zum Farmleitenkopf und den Abstieg zur Zwerchenbergalm in besonderer Weise. Dort konnte man sicher sein, wirklich niemand anzutreffen. Auch am Aufstieg zur Hindenburghütte war ich alleine; der Shuttle-Dienst fuhr aber mit Passagieren kräftig hin und her. An der Hindenburghütte, auf der Strecke durch die Hemmersuppenalm und auf dem Sulzner-Kaser herrschte dann reger Betrieb. Auf der Zwerchenbergalm ging der Tagesbetrieb um etwa 15:00 Uhr mit nur noch wenigen Gästen zu Ende. Es herrschte spätsommerlicher Hochdruck mit überwiegender Sonne. Morgens war es recht frisch mit kräftigem Tau, der sich an schattigen Stellen recht lang hielt. Nur wenige Schleierwolken trübten das Blau des Himmels etwas ein. Die Temperaturen stiegen zwar gegen Mittag deutlich an, sie waren aber niemals unangenehm hoch. Ab und zu wehte ein leichter Wind.
Erreichte Gipfel
Vorgesehen war es, den Gipfel des Farmleitenkopfes zu besteigen, auch wenn er nicht besonders attraktiv ist. Nachdem ich aber keine passende Aufstiegsspur fand, ließ ich es bleiben. Der höchste Punkt der Tour lag deshalb mit 1397 Meter am Fuß des Gipfels des Farmleitenkopfes.
Alm(en), Hütt(en):
Sulzner-Kaser, Zwerchenbergalm, Hindenburghütte , Außer den drei Einkehrhütten ist noch die Gschwendalm, die SV-Hütte Demel-Kaser und die Forsthütte am Demel-Kaser zu nennen. An weiteren Gebäuden kommt man nicht vorbei.
Ausgangspunkt, Koordinaten, Route
Parkplatz "Hindenburghütte" in Blindau. Vom Parkplatz gibt es einen privaten Shuttle-Dienst für 7.20 € zur Hindenburghütte. Parkplatz-Adresse: Fellhornweg, D-83242 Reit im Winkl. Koordinaten: N = 47.660666, E = 12.479216; Geographische Daten: N = 47°39'38.4", E = 12°28'45.2"; UTM-Daten: Z = 33T, E = 310737, N = 5281664; Gauß-Krüger: R-E = 4536101.767, H-N = 5280367.238. Über die Erreichbarkeit des Startpunktes mit öffentlichen Verkehrsmitteln bin ich mir nicht ganz sicher. Blindau ist bestimmt erreichbar, der fragliche Parkplatz wohl eher nicht. Für Rollstühle ist die Tour nicht geeignet. Es ist aber möglich, mit einem Shuttle-Bus zur Hindenburghütte zu kommen und kann dann große Teile der riesigen Hemmersuppenalm ansteuern, darunter auch die etwas östlich liegende Anna-Kapelle und den Sulzner-Kaser.
Vom Parkplatz geht es die betonierte Straße hoch zur Hindenburghütte, vorbei an der Geschwendalm und am Demelkaser mit der Selbstversorgerhütte und dem Forsthaus. Anschließend verläuft der Weg auf der Hochfläche der Oberen Hemmersuppenalm bis zur Abzweigung zum Sulzner-Kaser. Mangels eines anderen Aufstiegswegs zum Farmleitenkopf ging es bis zur Kreuzung bei der Hindenburghütte zurück und dann nach links in Richtung Eggenalm/Straubinger Haus weiter. Nach etwa 1.5 km zweigt ein Karrenweg von der Versorgungsstraße nach rechts ab. Er führt in mehreren Kurven bis knapp unter den Gipfel des Farmleitenkopfes. Dort zweigt ein schmaler Pfad nach links zur Eggenalm ab, es geht aber nach rechts auf dem Karrenweg weiter. An diesem Punkt sind auch die wenigen alten Wegweiser zu sehen, neuere Schilder oder Markierungen gibt es nicht. Im Weiteren bleibt man auf dieser Spur mit ihren vielen Kurven und Kehren, die mal etwas deutlicher als Karrenweg, mal etwas schlechter als Pfad zu sehen ist. Bis zur Zwerchenbergalm änderte sich daran nichts. Nach der Zwerchenbergalm hat man die Wahl zwischen dem etwas kürzeren und einfacheren Zufahrtsweg oder dem steilen, teilweise ausgesetzten Steig durch den Steinbachgraben. Von Steigen hatte ich an diesem Tag genug, ich ging den einfacheren Weg. Das letzte Stück führt dann am Waldrand entlang zum Parkplatz zurück.
Anmerkungen:
Eigentliches Ziel war der Besuch des Sulzner-Kasers und der Zwerchenbergalm, das habe ich erreicht. Zu dem ebenfalls noch vorgesehenen Aufstieg zum Gipfel des Farmleitenkopfes kam es nicht mehr. Als alternative Route hätte es ab dem Sulzner-Kaser nur den Aufstieg zur Eggenalm gegeben, das war mir zu weit. Den direkten Weg nach rechts zum Farmleitenkopf - auf den ich gehofft hatte - gibt es nicht mehr: "da gehen nicht einmal wir Einheimischen". Also mußte ich zurück bis zur Hindenburghütte und eine andere Strecke suchen. Die Route entlang der Grenze bis zur Zwerchenbergalm hat dann nur ganz wenige alte Wegweiser. Die Strecke ist schon länger nicht mehr betreut. Aber gerade solche "versteckten" Wege sind es, die mich besonders reizen. Und deshalb zählt diese Wanderung ganz bestimmt nicht zu den langweiligsten, die ich bisher gegangen bin.

Benachbarte Wanderungen

Wetterkreuz Reit im Winkl
Wetterkreuz Reit im Winkl

Den Namen Wetterkreuz tragen viele Berggipfel. In der Regel sind das sehr gute Aussichtberge. Gemeint ist hier der besondere Felsen nördlich von Reit im Winkl. Er ist mit einer Rundwanderung ab Birnbach recht einfach zu erreichen. An unserem Wandertag im Mai 2017 trafen wir auf zwei Einkehrmöglichkeiten, die neu geöffnet hatten. Es handelte sich um die neue "Stoana Alm Reit im Winkl" und um die Glapfalm hoch oben am Berg. Zusätzlich liegen noch der Glapfhof und die bekannte Hutzenalm am Weg. Hunger und Durst muss also niemand leiden.

Fellhorn
Fellhorn

Das Fellhorn ist der südliche Abschluss riesiger Alm-Hochflächen wie Hemmersuppenalm und Eggenalm. Routen dorthin beginnen entweder in Blindau, Seegatterl oder Steinplatte. In jedem Falle sind es ausgedehnte Touren und sie erfordern daher gute Kondition. Erleichtert wird das mit der Einkehr am Straubinger Haus, an dem man in jedem Falle vorbeikommt.

Reitberg
Reitberg

Reitberg - ein unscheinbarer, bewaldeter Gipfel nördlich des Weitsees. Er dient eigentlich nur dazu, eine Wanderrunde über die Gräbenalm zur Pötschalm zu planen. Über seinen langgezogenen Gipfelkamm gibt es zwar noch eine Wegschneise, der Steig selbst findet sich aber nur auf der Karte. In Wirklichkeit muss man sich an den Spuren der Wildschweine orientieren. Für diesen etwas wilden Streckenteil lohnt sich die Einkehr in der Pötschalm allemal.

Dürrnbachhorn
Dürrnbachhorn

Dürrnbachhorn - an diesem Gipfel nördlich der Winklmoosalm scheiden sich die Geister. Die ängstlichen Personen gehen zwar bis zum Gipfel und kehren um, die mutigen Personen gehen auf dem Kamm weiter und kommen dann über die Finsterbachalm wieder zurück. Damit war man dann auch noch im Land Salzburg. Viele Einkehrmöglichkeiten säumen den Weg, ganz zu schweigen von den Gaststätten auf der Winklmoosalm selbst.

Steinplatte
Steinplatte

Steinplatte Waidring - in dem bekannten Skigebiet südlich der Winklmoosalm kann man im Sommer auch recht gut wandern. Eine Seilbahn aus Waidring befördert die Personen zur Kammerköralm mit ihrem Fun-Park. Der große Parkplatz nahe der Stallenalm hat auch auf. Im Vergleich zum Winter ist dort zwar wenig Betrieb, aber einige Einkehrhütten haben trotzdem geöffnet. Wem das nicht reicht, der kann auch gleich noch eine Tour zum benachbarten Windbühl mit der Brennhütte anschließen.

Scheibelberg
Scheibelberg

Der Scheibelberg bildet das Drei-Länder-Eck aus Bayern, Salzburg und Tirol. Er steht südlich der Winklmoosalm, auf halbem Wege zur Steinplatte. Er ist Teil des riesigen Skigebietes und deshalb werden sich vor allem die Wintersportler dort oben tummeln, nicht wissend, dass der Berg so heißt. Für die Wanderer ist er ein einfaches Ziel von der Winkelmoosalm aus, das man sehr gut zu einer Rundwanderung ausweiten kann.

Bilder zur Wanderung

Erstes Zwischenziel am Aufstieg zur Hindenburghütte ist die Geschwendalm mit ihrem wunderbaren Blick zu den gegenüber liegenden Bergen.

Ein weiterer Blick von gleichen Platz an der Gschwendalm geht zurück ins Tal mit dem wunderschön gelegenen Reit im Winkl.

Dann ist man oben auf der Hindenburghütte. Es ist ein sehr rühriger Berggasthof, auf dem immer etwas los ist. In letzter Zeit hat er das Dach völlig erneuert und wohl auch das Erdgeschoss renoviert. Natürlich hört man dort beizeiten Life-Musik. Er hat in einer- Winter- und einer Sommersaison geöffnet, getrennt nur durch kurze Betriebsferien. Die Lage auf der riesigen, relativ flachen Hemmersuppenalm bietet ideale Möglichkeiten zu leichten Wanderungen, wie auch im Winter zum Ski-Langlauf. Außerdem ist die Strecke ins Tal eine sehr gute Rodelbahn, sofern es denn Schnee hat.

Vorher aber kommt man noch am Demel-Kaser vorbei. Die Selbstversorgerhütte des BRK Freising präsentiert sich ebenfalls in sehr gutem Zustand. Naja – Selbstversorger, das kann man leicht sagen, wenn ein großer Berggasthof nur zwei Minuten entfernt steht.

Unmittelbar neben dem Deml-Kaser steht noch das Forsthaus. Auch dieses sieht – wie alle anderen Forsteinrichtungen – sehr gut aus.

Dann geht es eine ganze Weile eben bzw. leicht wellig durch die riesige Obere Hemmersuppenalm dahin mit der bekannten Anna-Kapelle. Einzige bewirtete Alm ist aber nur der Sulzner-Kaser im westlichen Teil dieser Fläche, abgesehen von der Hindenburghütte, die auch noch dazu zählt.

Blick aus dem leicht welligen Gelände der Hemmersuppenalm nach Süden zu den dortigen Grenzbergen (links = Lahnerkogel, daneben = Eggenalmkogel). Dahinter verbergen sich dann das Straubinger Haus und das Fellhorn.

Einsam und verlassen ist dann die weitere Wanderstrecke entlang der Grenze zu Tirol. Dort oben kommt wohl höchst selten so einer wie ich vorbei, vielleicht auch noch ein Jäger auf der Pirsch.

Ganz wenige, uralte Wegweiser aus Blech oder aus Holz sind aus alter Zeit noch verblieben. Aber sie sind sehr zuverlässig. Wenn ich so einen sehe, weiß ich wohin es geht, da braucht es kein GPS mehr. Vermutlich hing dieses Blech an einem Baum, der dann gefällt wurde. Irgendjemand hat die Richtung zur Zwerchenbergalm recht rudimentär ergänzt, aber das genügt vollauf.

Dann taucht sie auf, die Almfläche der Zwerchenbergalm, malerisch schön. Sie hat aber nur wenig Fläche zur Verfügung, auf der zudem auch nur wenig Gras wächst. In früheren Zeiten standen dort Kohlenmeiler, die wenigstens ein kleines Einkommen brachten. Auch wenn die Alm wohl arg kämpfen muss, es ist umso erfreulicher, dass es sie noch gibt.

Ein letzter Blick geht hinüber zum Geigelstein, dem König der westlichen Chiemgauer Berge, und zu seiner näheren Umgebung. Dann taucht man auf dem Weg zurück ins Tal wieder in den Wald ein.

 

 

 

 

 

 

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