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Wanderungen

Nußlberg



Nußlberg

Zuletzt aktualisiert: 15.07.2022, 10:52 Uhr

Kurzform
Nußlberg und vordere Gießenbachklamm - eine technisch leichte Rundwanderung im südöstlichsten Teil des Mangfallgebirges im Dreieck Oberaudorf, Kiefersfelden, Mühlau. Gleichwohl ist die Tour sehr abwechslungsreich und die Liste der bemerkenswerten Wegepunkte sehr lang. Im Bild: sanfte Südflanke des Nußlberges aus dem Tal des Kieferbaches gesehen. An seiner Nordseite hat der Berg dann aber doch einen vergleichsweise steilen Gipfelbereich (Erstwanderung: Juli 2016; aktualisiert: Januar 2020)

Hintergrundinfo
Nußlberg - eine wenig bekannte Erhebung in der südöstlichsten Ecke des Mangfallgebirges, nahe Kiefersfelden. Aus Süden sieht der Berg auch recht unscheinbar aus. Nach Norden hat er aber doch recht steile Flanken und einen anspruchsvollen Steig zum Gipfel. Aus Westen - aus Dörfl - ist der Aufstieg zahm und trotzdem recht romantisch.
Nach Süden kommt man beim Abstieg vom Gipfel in den Ort Baumgarten - wo hoffentlich der dortige Gasthof jetzt wieder geöffnet ist. Ansonsten wartet dann fast schon unten im Tal der Kurzenwirt auf die Einkehr. Besondere Bedeutung hat ansonsten natürlich die Schopperalm, oberhalb der Gießenbachklamm.
Es ist eine Rundwanderung, die man durchaus auch mit etwas größeren Kindern gehen kann. Die besondern Attraktionen erlebt man mit dem Wasserrad und der engen Schlucht aber bereits am Anfang. Es kann durchaus sein, dass die Kinder sich schon an der Schopperalm ausgetobt haben und dann wieder zurück wollen. Das geht natürlich auch.
Schwierigkeit:24.9leicht (<27.5)
Tracklänge:9.7 kmmittellang (8-15 km)
Wanderzeit:3:25 h*mittellang (3-5 h)
Höhensumme:420 mmittelgroß (400-800 m)
 
(*) In der Wanderzeit sind auch kleine Pausen zum Schauen und Fotografieren enthalten. Längere Pausen auf Gipfeln oder in der Hütte sind nicht enthalten.

Markante Punkte Höhe (m) üNN Gehzeit (h:min)* Entfernung (km)
Parkplatz Hechtsee Nord525
Wasserrad Bleiersag537 0:18
Kraftwerk Gießenbach555 0:16
Schopperalm625 0:19
Abzw. Karrertal672 0:19
Abzw. Dörfl635 0:26
Gipfel Nußlberg880 0:40
Baumgartenhof615 0:39
Kurzenhof535 0:16
Parkplatz Hechtsee Nord525 0:12

(*) Die Zuordnung von Gehzeit und Wegstrecke erscheint manchmal nicht plausibel. Das liegt zum einen daran, dass man auf guten, ebenen Wegen rascher vorankommt, als auf holprigen Pfaden im Steilgelände und zum anderen daran, dass manchmal kleinere Pausen dabei sind, manchmal nicht.

Gebirge, Lage, Karte
Bayerische Voralpen, südöstliches Mangfallgebirge; westlich von Kiefersfelden, nördlich des Hechtsees. Karten: Kompass Wanderkarte Nr. 09 (1:25000), Kufstein, Walchsee, St. Johann in Tirol; bzw. AV Digital 2016 (USB-Edition) 3D, Mangfallgebirge Ost, bzw. bzw. GPS Garmin Oregon 600, TransAlpin V4 Pro.
Datum, Begleiter, Wetter
17.07.2016; Alleingang; diese Aussage gilt aber trotz des nicht sehr guten Wetters nur für die Abschnitte im Karrertal und am Westaufstieg zum Nußlberg. Die Streckenteile im Tal, in der Klamm und rund um die Hütten waren sehr gut frequentiert. Die Klamm und auch die Schopperalm locken natürlich immer wieder viele Besucher an. Es herrschte ein etwas unsicheres Wetter mit vielen Wolken und kühlen Temperaturen, wobei die Gefahr von Regen stets bestand. Die Luft war aber sehr frisch und durch den vorangegangenen Regen sehr rein. Insgesamt konnte man gut wandern. Vom Kaisergebirge war bei der Gipfelaussicht kaum etwas zu sehen, was natürlich nicht nur an den Bäumen lag.
Erreichte Gipfel
Den höchsten Punkt der Tour erreicht man auf dem Gipfel des Nußlbergs mit 882 m.
Alm(en), Hütt(en):
Schopperalm , Kurzenwirt, Viele Gebäude und Bauwerke säumen den Weg: Wasserrad Bleiersag (537 m), Kraftwerk Gießenbach (555 m), Anwesen Karr (640 m), Ortschaft Dörfl (630 m) Gipfel Nußlberg mit Annakapelle, Klause, Hütte (880 m), Baumgartenhof (615 m), Andreaskapelle (560 m).
Ausgangspunkt, Koordinaten, Route
Wanderparkplatz Hechtsee Nord, westlich von Kiefersfelden; Adresse: Thierseestraße 127, 83088 Kiefersfelden. Koordinaten: N = 47.614833, E = 12.164747; Geographische Daten: N = 47°36'53.4", E = 12°09'53.1"; UTM-Daten: Z = 33T, E = 286941, N = 5277387; Gauß-Krüger: R-E = 4512491.881, H-N = 5275173.275. Ein alternativer Parkplatz wäre Dörfl, von dem aus die gleiche Tour zu gehen ist, allerdings mit einer anderen Reihenfolge der Wegepunkte. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist der Ausgangspunkt nicht zu erreichen. Ebenso ist die Wanderstrecke mit Rollstühlen nicht zu bewältigen. Der Kurzenwirt ist aber auf einer öffentlichen Straße direkt zu erreichen. Es gibt (gab?) auch noch die "Wachtlbahn" ab Kiefersfelden. Ob die aber aktuell noch in Betrieb ist und auch noch Personen befördert, ist mit nicht bekannt.
Vom Parkplatz "Hechtsee Nord" geht man die Straße entlang flussaufwärts bis zum Wasserrad "Bleiersag". Ab dort beginnt die Klamm mit einem längeren Flachstück, zunächst östlich des Baches, dann westlich des Baches. Ab dem Kraftwerksgebäude führt ein Steig mit hölzernen Treppenstufen steil nach oben, ehe es dann auf einem gut gesicherten Steig an der Wand weitergeht. Später überquert man nahe der Staumauer die Klamm erneut und kommt bald darauf zur Schopperalm. Weiter geht es in gleicher Richtung bergauf, ehe man nach zwei Kehren auf eine Querstraße kommt, an der man nach rechts geht. Kurz darauf zweigt die Straße nach links ab und führt leicht bergab, erst nach Karr, dann vorbei an dem zweiten Parkplatz bis zur Ortschaft Dörfl. Dort zweigt man nach rechts ab und kommt nach einem längeren, steileren Bergstück direkt auf den Nußlberg. In gleicher Richtung geht es nunmehr bergab, ehe man nach einem längeren Querstück erst durch den Wald, dann über eine Almwiese zum Baumgartenhof kommt. Ein kurzes Stück geht es links auf der Straße, dann gleich wieder nach rechts abbiegen. Im Wald kommt man an der Andreaskapelle vorbei zum Kurzenhof. An der Ostseite des Anwesens geht ein Weg bergab, über die Wiese und führt direkt zum Parkplatz bzw. zuerst über die Bahn bzw. über die Straße. Die Strecken sind nicht markiert, aber mit Wegweisern gut zu finden.
Anmerkungen:
Es ist zweifellos eine einfach zu gehende Strecke, nicht allzu lange und insgesamt nur wenige Höhenmeter. Sie kann daher durchaus auch Familien mit kleineren Kindern empfohlen werden, zumal es mehrere Möglichkeiten zur Abkürzung gibt, unter einem anderen Streckenverlauf natürlich. Man könnte sie sogar auch noch mit einem 3 km langen Rundgang um den Hechtsee erweitern. Aber es ist dennoch eine Tour in den Alpen mit zuweilen etwas steileren Passagen auf holprigen Pfaden. Das Besondere daran sind aber die vielen Wegepunkte, an denen es etwas zu Sehen und Staunen gibt (siehe auch die anliegenden Fotos): man sieht in der Klamm die neuere und die alte Form der Nutzung von Wasserkraft, man sieht zwei Kapellen mit ihren unterschiedlichen Geschichten, man sieht etliche Anwesen und spürt deren aktuellen oder vergangenen Glanz und man kommt zu zwei völlig verschiedenen Einkehrmöglichkeiten. Passend zu den vielen religiösen Stationen sind auch die beiden Kreuzwege am West- und am Ostaufstieg zum Berg mit den wunderschön bemalten Blechtafeln. Während die an der Ostseite neu renoviert sind, haben die an der Westseite das noch vor sich. Die Tour mögen andere ob der Einfachheit wegen vielleicht etwas geringschätzen, langweilig ist sie bestimmt nicht.

Benachbarte Wanderungen

Semmelkopf
Semmelkopf

Haben Sie schon mal was vom Semmelkopf gehört? Wenn ja, dann sind Sie einer der wenigen Eingeweihten, die sich auf diesem schier unbekannten Kamm bewegt haben. Wenn nicht, sollten Sie sich diese Tour etwas näher ansehen und dann auch gehen. Es könnte sein, dass Sie diesen Berg ihren Freunden dann als Geheimtipp empfehlen.

Sudelfeld
Sudelfeld

Sudelfeld - eigentlich fährt man dort Ski. Man kann im Sommer aber auch recht gut wandern und dann in Ruhe die Gegend betrachten. Markierungen und Wegweiser sind allerdings nicht sehr üppig. Einige Almen haben ganzjährig geöffnet, man muss also nicht hungern und dürsten.

Schwarzenberg Oberaudorf
Schwarzenberg Oberaudorf

Der Schwarzenberg nahe Oberaudorf ist ein etwas unbekannter Berg. Er steht deutlich in Schatten seines Nachbarn Brünnstein und hat auch kein Gipfelkreuz. Außerdem gibt es noch andere Berge mit gleichem Namen. Aber an seiner Südflanke liegt die Ramsauer Alm. All das zusammen macht ihn dann zu einem Geheimtipp. Vielleicht ist er das auch nicht mehr, seit er 2018 mit einem riesigen Waldbrand Schlagzeilen gemacht hat.

Brünnstein
Brünnstein

Der Brünnstein ist ein Felsenkamm, der in Fortsetzung der Gruppe "Traithen" nach Osten sehr markant aufragt. Er ist aus dem Inntal schon recht auffallend zu sehen. Über zwei Routen ist dieser Kammgipfel erreichbar: aus Süden über die Himmelmoosalm oder über einen Klettersteig direkt ab dem Brünnsteinhaus. Auf dem Gipfel sind Trittsicherheit und Schwindelfreiheit unbedingt erforderlich. Dafür ist freie Sicht in alle Himmelsrichtungen möglich.

Traithen kl.
Traithen kl.

Die beiden Traithengipfel (großer und kleiner), das Unterberger Joch und das Steilner Joch mit Steilner Grat bilden das südliche Dach des Sudelfeldes. Wandern in diesem Teil ist allemal anspruchsvoll. Abgesehen von der Länge dortiger Touren hat selbst der kleine Traithen einen Aufstieg aus Norden, der nur für Geübte ist. Der beschriebene Rundweg führt von Osten zur Fellalm, dem dann der Abstieg über die genannte Nordroute folgt, auch nicht besser.

Trainsjoch
Trainsjoch

Trainsjoch und Mariandlalm, das gehört zusammen und zwar ganzjährig. Und auch der Semmelkopf zählt dazu. Der Aufstieg vom Ursprungspass zur Hütte ist noch ganz einfach. Dann aber wird es anspruchsvoller. Es geht hinauf zur Grenze und am dortigen Kamm entlang nach Osten bis zu dem Aussichtgipfel. Nach dem steilen Ost-Abstieg geht es zurück zur Hütte. Man sagt, selbst Kaiser Trajan hätte diesen Berg schon besucht. Angeblich hat er von ihm seinen Namen.

Grafenloch
Grafenloch

Grafenloch und Nußlberg - im Grunde sind das zwei Wanderziele nahe Oberaudorf am Inn, unweit der Grenze zu Kufstein. Das Grafenloch ist mit dem kurzen Aufstieg ab dem Luegstein-Badesee der spektakuläre Teil. Am Nordaufstieg zum Nußlberg wird es dann in Form der Pilgerstrecke ebenfalls ernsthaft. Beide Teile lassen sich jedoch recht gut verbinden zu einer insgesamt sehr schönen Tour. Mit dazu gehört auch, dass man am Rückweg im Cafe Dörfl gemütlich einkehren kann. Nur am Dienstag geht das nicht, dann ist Ruhetag.

Bilder zur Wanderung

Ein Hauptteil der Wanderung ist der Aufstieg zum Nußlberg mit seinem nach Osten offenen Gipfelbereich. Dadurch hat man bei gutem Wetter eine Fernsicht in den Zahmen Kaiser. Nur ein etwas schüchternes Gipfelkreuz aus Holz markiert die Stelle, es steht nicht einmal an der höchsten Stelle des Berges.

Der zweite Hauptteil dieser Wanderung ist die Strecke durch die Gießenbachklamm. Im Kernstück führt ein gut gesicherter Steig etwa 25 m über dem Grund an der Wand entlang.

Am Eingang in die Klamm steht das "Bleiersag-Wasserrad" das wohl größte, noch laufende Wasserrad in Bayern. Es hat eine Fallhöhe von 7 Meter, dreht sich 4mal/Minute und bringt (brachte) eine Leistung von 18 KW. Die Wasserzufuhr erfolgt durch eine nicht sichtbare Druckwasserleitung aus einem kleinen Wehr etwas oberhalb. Früher versorgte es, wie der Name sagt, eine Holzsäge mit Energie. Ob es aktuell noch zur Energiegewinnung dient, war nicht zu erkennen, vermutlich nicht.

Weiter oben in der Klamm steht ein neueres Turbinenkraftwerk, von dem man nur ein leises Surren der Maschinen hört. Es leistet etwa 180 KW …

… und wird mit Wasser aus einem kleinen Speichersee nahe der Schopperalm gespeist. Ein nachteiliger ökologischer Einfluss dieser Energiegewinnung auf die Klamm ist beim besten Willen nicht zu erkennen.

Almfläche der Schopperalm mit ihren Gebäuden. Sie bestand wohl ursprünglich aus dem Wohngebäude und dem Stall. Erst jüngeren Datums ist der dazwischen liegende, scheunenarte Bau, in dem die Gaststuben und die Theke untergebracht sind.

Sicher schon etwas älter ist das schöne Almkreuz, das oberhalb der Almgebäude steht. In Verbindung mit der Ruhebank ist das ein Ort der Besinnung und Einkehr, ursprünglich wohl für das Almpersonal, jetzt aber auch für Wanderer gedacht.

Nach einer kurzen Wanderung durch den Wald kommt man zu dem Anwesen Karr. Ob das wunderschöne 3-geschoßige Haus mit dem Holzaufsatz auf einem gemauerten Sockel noch vom früheren Eigentümer genutzt wird, ist fraglich; ein Bauernhof ist jedenfalls nicht mehr.

Das Anwesen ist in dem Tal aber nicht alleine: etwas weiter talwärts liegt die recht lebendige Ortschaft Dörfl. Im Winter ist dort eine Langlaufloipe in Betrieb, wie entsprechende Schilder bekunden.

Kernstück des offenen Gipfelbereiches des Nußlberges ist die "Besiedlung", zunächst mit der Annakapelle. Sie ist in gutem Zustand und erlebt alljährlich das Annafest mit allem Drum und Dran. Ansonsten aber ist die Kapelle geschlossen.

Unweit der Kapelle steht die Nußlbergklause. Der letzte Einsiedlermönch lebte dort bis 1941; seither ist das Gebäude leerstehend.

Nußlberghütte, privat genutzt. Es wird geduldet, wenn Wanderer die Holztische und Bänke für eine Rast nutzen. Allerdings erwartet man – was offenbar nicht selbstverständlich ist – dass sie ihren Abfall wieder mitnehmen.

Berggasthaus Baumgartenhof. Ein sehr stattliches Gebäude, aktuell aber geschlossen. Die umfangreichen Renovierungsarbeiten lassen erwarten, dass es wohl in absehbarer Zeit wieder geöffnet werden wird.

Andreaskapelle, die Hauskapelle der Kurzenhöfe. Ursprünglich stand diese Kapelle als "Labert-Kapelle" im Tal zwischen der Marblinger Höhe und der Thiersee-Ache (Kieferbach). Nachdem sie dort aber immer wieder von Hochwasser beschädigt wurde, war man es leid und erbaute sie als Andreaskapelle einige Meter über dem Tal am Südhang des Nußlberges völlig neu.

 

 

 

 

 

 

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